Die Saison im Zeitraffer

Vier Derbys, ein Trainerwechsel und am Ende Rang 10

Nach der längsten Vorbereitung der Bundesliga-Geschichte muss der Club in der ersten Pokalrunde beim niedersächsischen Regionalligisten TSV Havelse antreten und scheidet in der Verlängerung mit 2:3 aus. Dem peinlichen Aus im Pokal folgt ein gelungener Saisonstart mit zwei Auswärtssiegen beim HSV und bei Borussia Mönchengladbach sowie ein 1:1 zu Hause gegen Borussia Dortmund. Trainer Dieter Hecking ist zufrieden, zumal Neuzugang Hiroshi Kiyotake andeutet, welche Verstärkung er ist.

Aus den folgenden sechs Spielen springt jedoch nur ein magerer Punkt heraus (0:0 zu Hause gegen den FC Augsburg). Vor dem Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg am 10. Spieltag ist der Club bereits auf Rang 15 abgerutscht. Doch Timo Gebharts Kopfballtreffer zum 1:0-Heimsieg gegen den VfL beruhigt die Gemüter, zumal der 1. FC Nürnberg nach der 1:2-Niederlage bei Mainz 05 im darauf folgenden 185. Derby gegen Bayern München vor ausverkauftem Haus eine überzeugende Leistung abgeben sollte.


Eine aufsehenerregende Kurvenchoreografie

Zunächst sorgen die Ultras mit einer überdimensionalen Kurvenchoreografie, die an den jüdischen Club-Trainer Jenö Konrad erinnert, für Aufsehen und Nachdenklichkeit im Stadion. Konrad hatte im August 1932 nach Beschimpfungen im antisemitischen Hetzblatt „Stürmer“ („Der 1. FC Nürnberg geht am Juden zu Grunde.“) Nürnberg Hals über Kopf verlassen. Seine Flucht vor den Nazis entwickelte sich zu einer wahren Odyssee quer durch Europa und endete schließlich im Mai 1940 in New York. Konrad hinterließ dem Club eine Postkarte mit dem Satz: „Der Club war der erste. Und muss der erste werden.“

Dieser Satz, passend zum Spiel gegen die Bayern, prangt nun beim fränkisch-bayerischen Derby über der Nordkurve – und die Club-Spieler nehmen sich diese Worte zu Herzen. Obwohl die Bayern schon nach drei Minuten durch Mandzukic in Führung gehen, hält der Club dagegen. Unmittelbar nach der Halbzeit profitiert Markus Feulner von einem missglückten Rückpass der Bayern und trifft aus rund 25 Metern zum umjubelten Ausgleich. Das Derby endet 1:1, und mit großem Selbstvertrauen geht der 1. FC Nürnberg zu einem Auswärtsspiel der etwas anderen Art: zum erste Bundesliga-Derby gegen die SpVgg Greuther Fürth.


Erstes Bundesliga-Derby gegen Fürth

Das insgesamt 255. Duell mit den Kleeblättlern wird zu einem hart umkämpften Spiel. Nach einer Roten Karte für Feulner ist der Club schon nach 35 Minuten in Unterzahl, am Ende trennen sich beide Mannschaften torlos mit 0:0.

Nach zwei Heimsiegen gegen Hoffenheim und Düsseldorf, einer Niederlage in Leverkusen und einem Unentschieden in Bremen beendet der Club die Hinrunde auf Platz 14. Das Abseitstor der Bremer zum 1:1-Ausgleich kurz vor Schlusspfiff ärgert Club-Trainer Hecking besonders: Es ist bitter für uns, dass wir zum wiederholten Mal eine Fehlentscheidung hinnehmen müssen.“


Trainerwechsel mitten in der Saison

Kurz nach der Weihnachtsfeier der Profis platzt dann die Bombe: Dieter Hecking nimmt ein gut dotiertes Angebot des VfL Wolfsburg an und wechselt mitten in der Saison die Seiten. Von nun an trainiert ein Duo den 1. FCN: Michael Wiesinger, der U23-Coach, und der bisherige Co-Trainer Armin Reutershahn.

Mit dem neuen Trainergespann bleibt der Club zu Hause eine Macht (drei Siege gegen Gladbach, Schalke und Mainz sowie zwei unentschieden gegen Hannover und Freiburg), und auch auswärts hält der Club mit Ausnahme der Spiele gegen Dortmund (0:3) und Bayern München (0:4) gut mit. Dann steht am 30. Spieltag das erste Bundesliga Heimderby gegen die SpVgg Greuther Fürth an. Nürnberg rangiert auf Platz 11, Fürth ist Letzter.


Unglückliche Niederlage im Heimderby

In der 26. Minute lässt ein Sonntagsschuss von Johannes Geis die Fürther jubeln. In der 90. Minute parierte der Fürther Torwart Hesl einen Schuss von Alexander Esswein, den Nachschuss setzte Hiroshi Kiyotake aus kurzer Distanz am Tor vorbei. Der Club rennt bis zur letzten Sekunde an, doch irgendwie will der Ball an diesem Tag nicht über die Linie. Die Enttäuschung im Club-Lager ist groß. „Die Niederlage tut verdammt weh“, gesteht denn auch Club-Trainer Wiesinger zerknirscht.

Das Einzige, das wir uns verwerfen müssen, ist, dass wir das Tor nicht gemacht haben. Ich lasse mir nicht die gute Saison wegen einem Spiel schlecht reden. Wir spielen nächste Saison in der ersten Bundesliga. Das steht für mich an erster Stelle“, bekennt trotzig Club-Kapitän Raphael Schäfer.


Versöhnlicher Rang 10 am Saisonende

Fürth steigt abgeschlagen und ohne einen einzigen Heimsieg als Tabellenletzter ab. Der Club beendet die Saison nach elf Siegen, elf Unentschieden und zwölf Niederlagen im Mittelfeld auf Rang 10. Mit sechs Toren wird Per „Pelle“ Nilsson zum Torschützenkönig beim 1. FC Nürnberg.