Die Saison im Zeitraffer

Attraktive Spielweise, viel Pech, drei Trainer und der achte Abstieg

Mit dem Trainergespann Michael Wiesinger und Armin Reutershahn geht der Club in die neue Saison. In der Offensive hat man sich mit Zweitliga-Torschützenkönig Daniel Ginczek vom FC St. Pauli und dem Schweizer Nationalspieler Josip Drmic gut verstärkt. Im defensiven Mittelfeld hinterlässt die Rückkehr von Timmy Simons nach Belgien zwar eine große Lücke, die man aber intern schließen will.


Viele Chancen, kaum Tore

Wie schon im Jahr zuvor scheiterte der Pokalsieger des Jahres 2007 im DFB-Pokal schon in der ersten Runde mit einem 4:5 nach Elfmeterschießen gegen den SV Sandhausen. Der Start in die Fußball-Bundesliga ist mit zwei Unentschieden jeweils nach Rückstand in den Partien bei der TSG Hoffenheim und gegen Hertha BSC durchwachsen, aber die neuen Stürmer, Ginczek und Drmic, haben zumindest schon einmal getroffen.

Doch auch in den nächsten Spielen will einfach kein Sieg gelingen. Beste Chancen werden nicht genutzt, ein ums andere Mal verhindern Pfosten oder Latte den Torerfolg. Stattdessen kassiert der Club viel zu leichte Gegentore. Makoto Hasebe wird nach dem vierten Spieltag und damit kurz vor Schluss der Transferperiode verpflichtet. Er soll die Lücken im Defensivverbund schließen und seinen Landsmann Hiroshi Kiyotake neu motivieren. Nach drei Unentschieden lässt ein 0:5 zu Hause gegen den Hamburger SV am achten Spieltag den Club auf Rang 16 abrutschen. Trainer Wiesinger spricht von einer „brutalen Niederlage“. Es sei eine „schwierige Situation“, aber man müsse „wieder aufstehen“.

Wieder aufstehen soll der Club nun ohne das Trainergespann Wiesinger/Reutershahn. U23-Coach Roger Prinzen betreut die Mannschaft beim nächsten Auswärtsspiel in Frankfurt und holt dank Drmic einen wichtigen Zähler. Bei der darauf folgenden Begegnung in Stuttgart gegen den VfB sitzt dann schon der neue Mann auf der Bank: Gertjan Verbeek. Der Holländer hatte zuvor schon AZ Alkmaar und Feyenoord Rotterdam trainiert und predigt trotz Abstiegsgefahr eine offensive, attraktive Spielweise.


Krasse Fehlentscheidung

Trotz Umstellung des Spielsystems gelingt es auch ihm nicht, umzusteuern. Selbst ein 3:0-Vorsprung nach 41 Minuten im Auswärtsspiel bei Hannover 96 reicht nicht. In der 87. Minute übersieht das Schiedsrichtergespann eine klare Abseitsstellung und Hannover kommt auf 2:3 heran. In der Schlussminute fällt nach einem Freistoß aus einem Gewühl heraus dann der Ausgleich. „Über das Abseits vor dem 2:3 muss man nicht diskutieren. Wenn man das nicht sieht, dann tut es mir leid“, erregt sich Club-Sportvorstand Martin Bader. „Man hat das Gefühl, dass dadurch eine ganze Mannschaft um den verdienten Lohn gebracht wird. Dafür fehlt mir jegliches Verständnis.“


Ohne Sieg in der Hinrunde

Damit bleibt der Club in der gesamten Hinrunde ohne Sieg, was in der Bundesliga ein Novum ist. Mit elf Unentschieden und sechs Niederlagen überwintert der 1. FC Nürnberg auf Rang 17. Und Verbeeks Bartwuchs nimmt weiter zu. Der Holländer hatte schon vor Wochen verkündet, sich erst wieder nach einem Erfolgserlebnis rasieren zu wollen.


Verheißungsvoller Auftakt

Zum Rückrundenstart ist es dann aber soweit: Nach dem klaren 4:0 gegen die TSG 1899 Hoffenheim, verliert der Holländer noch in der Kabine seinen Bart. Nach einem glücklichen Auswärtssieg bei Hertha BSC verlässt der Club endlich die Abstiegszone. Dann macht Bayern München seine Aufwartung. Trotz starker Leistung verliert der 1. FCN nicht nur 0:2, sondern auch Timothy Chandler und Daniel Ginczek mit langwierigen, schweren Knie-Verletzungen.

Einer Niederlage in Augsburg folgt in Unterzahl ein 2:1-Heimsieg gegen Eintracht Braunschweig. Zum Held des Tages avanciert Raphael Schäfer, der zwei Elfmeter pariert. Der Club klettert zwischenzeitlich auf Rang 12. Nach vier Niederlagen in Dortmund und Hamburg sowie in Bremen und in Frankfurt bringt ein 2:0-Heimerfolg gegen den VfB Stuttgart dank eines Doppelpacks von Drmic wieder neue Hoffnung.


Neuer Trainer kann Niederlagenserie nicht stoppen

Doch eine Serie von sieben Niederlagen an den noch ausstehenden sieben Spieltagen mündet direkt in den achten Abstieg aus der Bundesliga. Am 23. April 2014 werden Verbeek und sein Co-Trainer Raymond Libregts drei Spieltage vor Saisonende beurlaubt. Erneut übernimmt Roger Prinzen das Team, kann aber die Negativserie nicht stoppen. Nur weil auch Schlusslicht Eintracht Braunschweig und Drittletzter HSV die letzten fünf Spiele unisono verlieren, bleibt der Abstiegskampf bis zuletzt spannend.


Der achte Abstieg in die Zweitklassigkeit

Ein 1:4 am letzten Spieltag gegen Schalke 04 zementiert den Club auf dem direkten Abstiegsplatz 17. Das letzte Tor für den 1. FCN schießt Josip Drmic in der 90. Minute. Mit 17 Treffern landet der Schweizer in der Bundesliga-Torjägerliste am Ende auf Rang drei. Sein Wechsel zu Bayer Leverkusen stand schon Wochen zuvor fest.

„Ich bedauere es, dass Nürnberg den Weg in die zweite Liga antreten muss. Ich hoffe, dass sie schnell zurückkommen, denn dieser Verein und diese Fans gehören in die Bundesliga“, tröstet Schalke-Coach Jens Keller. Club-Vorstand Martin Bader ist „wahnsinnig enttäuscht“. „Wir haben die gesamte Saison über Rückschläge bekommen, aber immer wieder eine Chance erhalten, die wir nicht nutzen konnten.“ Und auch der abstiegserprobte Javier Pinola ist sprachlos: „Jeder, der Fußball gespielt hat, weiß, was ein Abstieg bedeutet. Mir fehlen jetzt die Worte."

Am Ende fehlt ein einziger Punkt zur Relegation (gegen die SpVgg Greuther Fürth). Angesichts 25 Pfosten- und Lattentreffern, zahlreichen Schiedsrichterfehlentscheidungen und einer gehörigen Portion Verletzungspech hätte die Saison durchaus auch ein anderes Ende für den 1. FC Nürnberg nehmen können.