Die Saison im Zeitraffer

Aufholjagd endet mit der Relegation

Erstmals kann der Club unter Trainer René Weiler eine komplette Saisonvorbereitung absolvieren. Die Neuzugänge Behrens, Möhwald, Leibold, Gislason, Sepsi und Kirschbaum geraten dabei mächtig ins Schwitzen. Noch ohne die Flügelverteidiger Sepsi (verletzt) und Brecko, der erst in der Folgewoche zum Team stoßen sollte, geht es dann am ersten Spieltag gleich zum Ligafavoriten und Bundesligaabsteiger aus Freiburg.

Nach nur 13 Minuten liegt der 1. FCN bereits mit 0:3 zurück, nach darauf folgender heftiger, aber kurzer Gegenwehr heißt es am Ende 3:6 für die Badener. Wenige Tage nach dem Spiel trennt sich der Club nach über elf Jahren im gegenseitigen Einvernehmen von seinem Vorstand Martin Bader. Eine kleine sportliche Wiedergutmachung gelingt dem 1. FCN im ersten Heimspiel vor 24.850 Zuschauern. Jan Polak jagt das Spielgerät in der 87.Minute zum 3:2 gegen den FC Heidenheim in die Maschen.


Abenteuer im DFB-Pokal

Der Premierenauftritt im DFB-Pokal führt auf die Ostalb, zum Drittligisten aus Aalen. Nach 120 Minuten steht es 0:0, das Elfmeterschießen muss entscheiden. Scheinbar will aber niemand treffen. Stefan Kutschkes 2:1 bedeutet das Weiterkommen des 1. FCN. In Runde zwei wartete der Ligakontrahent Fortuna Düsseldorf. Mit 5:1 fegt die Weiler-Elf die Rheinländer aus dem Grundig Stadion. Burgstaller, Behrens, Leibold, Blum und Füllkrug heißen die Torschützen bei der bis dato besten Saisonleistung des Club. Kurz vor Weihnachten dann das Aus im Achtelfinale gegen den Bundesligisten Hertha BSC mit 0:2.


Der Beginn der großen Serie

Mit Michael Meeske hat der Club ab September 2015 wieder einen Kaufmännischen Vorstand. Sein Hauptaugenmerk liegt auf den Bereichen Verwaltung und Finanzen, Marketing sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Andreas Bornemann übernimmt drei Wochen später den Posten des Vorstands Sport. Damit ist die Führungsspitze des 1. FC Nürnberg wieder komplett, doch die Mannschaft ist mit dem Weggang des Stammspielers im Mittelfeld, Niklas Stark, nach dem vierten Spieltag nach Berlin zur Hertha geschwächt. Der finanziell klamme Club braucht Transfererlöse.

Meeske muss auch gleich miterleben, was es heißt, ein Derby zu verlieren. Am 6. Spieltag bringt Guido Burgstaller den Club im Ronhof schon in der siebten Minute in Führung, doch kurz vor der Pause gelingt Veton Berisha der Ausgleich. Der Fürther Tom Weilandt dreht in der 58. Minute das Spiel, bevor Alessandro Schöpf für den Club ausgleichen kann. In der letzten Minute schießt Sebastian Freis mit rechts die Fürther zum Derbysieg.

Dann aber macht sich der Club daran, einen aus dem Jahr 1978 bestehenden Vereinsrekord zu brechen: Vom 11. Spieltag am 16. Oktober 2015 (1:1 zu Hause gegen den FSV Frankfurt) ist der Club ganze 18 Spiele in Serie nicht mehr zu besiegen. Das Erfolgsgefühl hält bis zum 10. April 2016, also fast ein halbes Jahr lang. Zwölf Siege und sechs Unentschieden katapultieren die Nürnberger Mannschaft vom 10.Tabellenplatz mit 21:20 Toren und nur 14 Punkten am 10. Spieltag auf Rang drei am 28. Spieltag mit 57:32 Toren und satten 56 Zählern. Ausgerechnet zu Hause gegen den Tabellenletzten MSV Duisburg (1:2) reißt diese schöne Serie.


Ein Sieg im Derby

Am Ende der Hinrunde liegt der Club aussichtsreich auf Rang 4. In die Rückrunde geht er als Tabellendritte, aber ohne seine Kreativspieler und besten Vorlagengeber: Alessandro Schöpf wechselt am 9. Januar zum Bundesligisten Schalke 04.

Einer der emotionalsten Momente der Spielzeit ist dennoch der 23. Februar 2016, der Tag, an dem der Club – schon ohne Schöpf – das erste Mal seit 2008 einen Sieg im fränkischen Klassiker feiern kann. Wie im Hinrunden-Derby „klingelt“ es erneut in der siebten Minute. Doch dieses Mal freuen sich die Fürther über ein frühes Tor, das Robert Zulj erzielt hat. Mit einem satten Linksschuss sorgt Sebastian Kerk in der 40 Minute für den Ausgleich.

Sechs Minuten vor Abpfiff legt sich Niclas Füllkrug den Ball mit der Brust selbst vor und köpft aus kurzer Distanz den Siegtreffer. „Die Unterstützung der Fans war großartig“, freut sich Füllkrug nach dem Schlusspfiff. „Der Sieg gibt auch ein gutes Gefühl für das Spiel in Sandhausen.“ Dort gewinnt der Club am folgenden Spieltag dann vor 1.500 mitgereisten Anhängern mit 2:0.


#Bockaufmehr

Im Aufstiegsrennen um die ersten beiden Plätze kristallisiert sich immer mehr heraus, dass Freiburg und Leipzig ihren knappen Vorsprung ins Ziel retten sollten. Nach den Niederlagen zuhause gegen MSV Duisburg und beim Karlsruher SC (1:2) heißt der Gegner 1. FC Union Berlin. 30.000 Zuschauer sind enttäuscht, dass der 1. FCN zur Pause mit 0:2 zurückliegt. Wie aufgedreht marschiert der Club in der zweiten Hälfte unverdrossen nur noch in Richtung Tor der Eisernen und trifft ein ums andere Mal, bis das halbe Dutzend voll war. 6:2 heißt es am Ende, dreimal Füllkrug und je einmal Leibold, Burgstaller und Hovland sind die Torschützen.

Zum Heimspiel gegen den FC St. Pauli am vorletzen Spieltag kann der Club das erste Mal seit dem bitteren Abstieg 2014 ein mit 50.000 Menschen ausverkauftes Stadion vermelden. Die Partie endet ohne große Höhepunkte mit 1:0 zu Gunsten des 1. FCN, Torschütze ist erneut Füllkrug – und der Club ist wieder einmal in der Relegation.

Direkt nach dem Schlusspfiff beginnt der Run auf die Eintrittskarten für as Relegationsheimspiel gegen Eintracht Frankfurt.Die beiden Entscheidungsspiele stehen unter dem Motto "Bockaufmehr". Auf verschiedensten Kanälen pushen sich Spieler und Fans gegenseitig die letzten Meter Richtung Bundesliga.


65 Minuten Erstligist

Am 19. Mai gilt es für den Club, sich eine gute Ausgangslage für das Rückspiel vier Tage später zu verschaffen. Die Unternehmung sollte gelingen. Wenn auch spielerisch unterlegen und zumeist auf die Defensive bedacht, springt nach 90 aufopferungsvollen Minuten Kampfes dank eines Frankfurter Eigentores ein 1:1-Unentschieden heraus. „Jetzt haben wir es in unseren Händen“, beschreibt Georg Margreitter treffend die Bedeutung dieses Ergebnisses. Das Auswärtstor könnte noch Gold wert sein.

Im Rückspiel sorgen die Club-Fans schon vor Anpfiff für Erstliga-Stimmung: In einer aufwendigen Choreografie recken tausende Cluberer in der Nordkurve die Worte "Let´s Rock" in die Höhe. Auch dieses Mal steht der sehr defensiv eingestellte Club lange Zeit sicher, verschiebt klug die Reihen und erstickt Angriffe der Hessen zumeist im Keim. Bis zur 65. Minute darf sich der Club wie ein Erstligist fühlen, bis dahin steht es noch 0:0. Doch dann ist Haris Seferovic zur Stelle. Nach einer Einzelaktion von Mijat Gacinovic muss der Schweizer nur noch den Fuß hinhalten. 1:0 für die Eintracht.

Das Aufbäumen der Weiler-Schützlinge bleibt nicht aus. Mit Blum und Gislason auf den Flügeln, sowie Hovland als letzten Joker im Sturmzentrum drückte die Club-Elf auf den Treffer und die gleichbedeutende Verlängerung. Doch es bleibt bei der knappen Führung der Eintracht. Der 0:1Niederlage folgen Tränen, und das Stadion singt den Klassiker „You´ll never walk alone“. „Die Fans waren überwältigend, so etwas habe ich noch nie erlebt“, betont Innenverteidiger Margreitter nach dem Abpfiff. „Mir tut es unglaublich leid und weh, es nicht mit dem Aufstieg zurückgezahlt zu haben."