Die Saison im Zeitraffer

Böses Erwachen nach der Relegation – späte Stabilisierung

Erstmalig spielen drei fränkische Vereine in der Zweiten Bundesliga. Die Ausgangslage hätte jedoch nicht unterschiedlicher sein können. Die SpVgg Greuther Fürther war als Neunter der Vorsaison im wahrsten Sinne des Wortes Mittelmaß. Der 1. FC Nürnberg war knapp in der Relegation gescheitert, verlor mit Niklas Füllkrug jedoch seinen zweitbesten Stürmer und stand zwei Wochen vor Saisonbeginn sogar auch ohne Trainer da: René Weiler erfüllte seinen Vertrag nicht, sondern zog zum RSC Anderlecht nach Belgien und sollte dort sein Meisterstück machen.

Und der Dritte im Bund? In fünf Jahren von der sechstklassigen Landesliga in die zweite Bundesliga – das hatten die Würzburger Kickers geschafft. Sie zogen mit Erfolgstrainer Bernd Hollerbach zuversichtlich in die Zweitliga-Premierensaison. Der Metzgersohn liebäugelte schon mit einem Durchmarsch in die erste Liga. Und Mäzen Thorsten Fischer trieb gar die Vision um, dass die Kickers irgendwann die Nummer eins in Franken werden könnten.


Schlechter Saisonstart und starke Aufholjagd

Der Club holt Ende Juni Alois Schwartz aus dessen laufenden Vertrag als Coach des SV Sandhausen und präsentiert ihn sechs Wochen vor Saisonstart als neuen Cheftrainer. Aus wenig viel gemacht zu haben, ließ Schwartz in den Augen der Verantwortlichen des 1. FCN zum Hoffnungsträger für den finanziell klammen Club werden.

Während die Würzburger in den ersten Spieltagen fast die Nummer eins in der Zweiten Bundesliga sind, hat der Club aber am sechsten Spieltag nach der 1:2-Heimniederlage im Derby gegen die SpVgg Greuther Fürth die rote Laterne inne. Schon ein 1:6 in Braunschweig am dritten Spieltag hatte am Valznerweiher für Alarmstimmung gesorgt.

Natürlich wird im Umfeld des 1. FC Nürnberg seitdem eifrig über den Trainer diskutiert, doch die Elf von Alois Schwartz klettert in der Folge stetig nach oben – insbesondere dank Torjäger Guido Burgstaller, der aus allen Lagen trifft. Ein 3:1-Auswärtssieg über Arminia Bielefeld, ein 2:0 zu Hause gegen Union Berlin, ein deutliches 3:0 beim Karlsruher SC, ein 2:0 zu Hause gegen Hannover 96, ein 1:1 zu Hause gegen St. Pauli und ein 2:1 bei Erzgebirge Aue – und schon rangiert der 1. FCN am zwölften Spieltag auf Platz neun.

Eine 3:1-Niederlage beim Aufstiegsfavoriten VfB Stuttgart bedeutet zwar am 14. Spieltag nach einer Serie von sieben ungeschlagenen Parteien wieder einen kleinen Dämpfer, doch zur Saisonhälfte liegt der Club mit 25 Punkten auf Rang neun, und Burgstaller führt die Torjägerliste der Zweiten Liga mit 14 Toren an.

Die Würzburger Kickers schauen dagegen zur Saison-Halbzeit von oben auf die beiden fränkischen Kollegen herab: Sie selbst sind Sechster mit 27 Punkten, Fürth rangiert vier Punkte hinter dem Club auf Rang 12.


Burgstaller geht, neuer Trainer kommt

In der Winterpause lässt der Club seinen Austria-Torjäger Burgstaller für 1,5 Millionen Euro zu Schalke 04 ziehen. Die Fans sind erzürnt, und Burgstaller sollte fortan neunmal in 17 Spielen für Schalke treffen. Nach einem ziemlich blutleeren Auftritt im Derby am 23. Spieltag, das der Club auch in Fürth mit 0:1 verliert, muss Trainer Schwartz schließlich gehen. U21-Trainer Michael Köllner soll es nun richten.

Der Oberpfälzer, der zuvor das Nachwuchsleistungszentrum völlig umgekrempelt hatte, baut nach und nach junge Talente wie Cedric Teuchert, Abdelhamid Sabiri, Dennis Lippert, Patrick Kammerbauer, Lukas Mühl und Eduard Löwen ein. Während Köllner zumeist „gute Spiele“ sieht, spielt seine wegen Verletzungen immer wieder umgebaute Truppe wenig konstant: mal wie ein Aufsteiger gegen Braunschweig und Stuttgart, mal wie ein Absteiger gegen St. Pauli, KSC oder Fortuna Düsseldorf.

Am Ende legt der Club die schlechteste Saison seit 21 Jahren hin und landet mit nur 42 Zählern in der Zweiten Liga auf Rang 12. Mit 16 Niederlagen ging fast die Hälfte aller Spiele verloren. 24 Punkte trennen den 1. FCN zum Relegationsplatz 3 nach oben, nur sechs Punkte zum Relegationsplatz 16 nach unten.


Historischer Tiefpunkt

Und die Grünweißen aus der Nachbarstadt Fürth? Am Ende landen die Kleeblättler mit 45 Punkten auf Rang acht. Ein historischer Erfolg: Sage und schreibe 64 Jahre war es her, dass die Fürther in einer Abschlusstabelle vor dem Club landen konnten. 1953 in der Oberliga Süd war dies zuletzt der Fall gewesen: Fürth war damals Dritter, der Club Achter.

Beim Club hat man trotzdem volles Vertrauen zu Trainer Köllner und verlängert vorzeitig seinen Vertrag. Er soll bei schwierigen finanziellen Rahmenbedingungen die Mannschaft stabilisieren, junge Talente einbauen und den Club langfristig nach oben führen.

Nach oben ging es für die Würzburger Kickers nur eine Saisonhälfte. Die Kickers gewannen in der Rückrunde kein einziges Spiel mehr und holten aus 17 Begegnungen nur noch sieben Punkte und müssen den Gang in die Dritte Liga antreten.


Max-Morlock-Stadion als Trost

Aus drei fränkischen Zweitligisten sind damit wieder zwei geworden. Für viele Club-Fans wurde aber ein anderer Traum wahr: Das Nürnberger Stadion heißt für die nächsten drei Jahre Max-Morlock-Stadion. Die Crowdfunding-Kampagne der Consorsbank hatte zwar ihr Ziel von 800.000 Euro bei weitem verfehlt, am Ende kamen nur 330.000 Euro zusammen. Doch die Bank zahlte den Fehlbetrag aus eigener Tasche. „Gemeinsam haben wir das Ziel erreicht, für das sich die Fans und Menschen in der Region seit Jahren eingesetzt haben. Das ist eine tolle Hommage an die Vereins- und Stadtlegende Max Morlock“, erklärte Kai Friedrich, Chef der Consorsbank.

Die Bank zahlt letztlich 2,87 Millionen Euro und die Fans 330.000 Euro, um sich die Namensrechte für drei Jahre zu sichern. Bekannt gegeben wird diese Entscheidung beim vorletzten Heimspiel, das der 1. FCN mit einer 2:3-Niederlage gegen Fortuna Düsseldorf verliert. Es ist gleichzeitig das Abschiedsspiel vom Raphael Schäfer, der insgesamt 15 Jahre das Club-Tor hütete.